* Editorial
* Die Paneuropa - Bewegung
* Wiener - Schmidt - Preis 2000
* Preise für Arbeiten zur europäischen
Bildungstechnologie
* Mitgliederversammlungen/Termine/neuer
IfK-Preis
"51 Anmeldungen kamen, meist von Phantasten und Narren". So beschreibt
der Paneuropa - Gründer Richard Graf Coudenhove - Kalergi die ersten
Reaktionen auf seinen 1922 in Wien veröffentlichten Aufruf, einer
Bewegung zur europäischen Einigung beizutreten. 13.000 Mitglieder
hat die Paneuropa - Union heute allein in Österreich sowie 41 Unterorganisationen
in 27 Ländern.
Coudenhove, der Pionier des europäischen Einigungsgedankens, wurde
in seiner Jugend auf den Dienst in der Donaumonarchie, dem übernationalen
"Europa im Kleinen" vorbereitet. Im 1. Weltkrieg verlor er sein Vaterland
und fand es in der Idee von "Paneuropa" wieder. Als 28-jähriger veröffentlicht
er sein Manifest "Paneuropa - Ein Vorschlag", in dem er den Zusammenschluß
von Kontinentaleuropa von Portugal bis Polen forderte, da es ansonsten
"politisch, wirtschaftlich und kulturell zugrundegehe". Ein Jahr darauf
gründete er die Paneuropa - Union, die heute als die älteste
Trägerin des europäischen Einigungsgedankens gilt.
1926 berief Coudenhove den ersten Paneuropa - Kongreß in Wien ein, der mit 6.000 Teilnehmern aus ganz Europa ein riesiger Erfolg wurde. Nun gelang es auch politische Größen für sich zu gewinnen: Ehrenpräsident war der französische Vorkriegs - Außenminister Aristide Briand, prominente Mitglieder in Österreich waren u.a. Ignaz Seipel und Karl Renner, in Deutschland Reichstagspräsident Karl Loewe und Gustav Stresemann, in Frankreich die Politiker Edouard Herriot und Leon Blum, in London unterstützten die Minister Leo Amery und Duff Cooper die Bewegung. Ihnen folgten bis heute Charles de Gaulle, Winston Churchill, Konrad Adenauer, Franz Josef Strauss oder Helmut Kohl.
Der 2. Weltkrieg und die nachfolgenden Abkommen von Jalta bringen jähe
Rückschläge für die Bewegung. Primär gilt nun der Kampf
der Überwindung der Teilung Europas in zwei Machtblöcke und gegen
die Menschenrechtsverletzungen in den Ostblock - Staaten.
1972 stirbt Coudenhove - Kalergi. Sein Nachfolger wird der bis heute
als internationaler Präsident amtierende Dr. Otto von Habsburg - Lothringen,
ältester Sohn des letzten österreichischen Kaisers. Vor allem
unter seiner Präsidentschaft forciert die Paneuropa ihr Engagement
für die Europäer unter der "kommunistischen Knechtschaft".
Vier Punkte umfaßt im wesentlichen das politische Credo der Bewegung:
christlich, konservativ, europäisch, freiheitlich. Die Paneuropa will
das Bewährte und ewig Gültige erhalten und schrittweise das notwendige
Neue sich entwickeln lassen, dadurch das Zeitlose über alle Zeiten
hinweg sammeln und bewahren und darauf bauend das Zeitliche erneuern.
Otto von Habsburg - Lothringen ist es auch, der Mitte der 70-er Jahre
die Union von einer ursprünglichen Funktionärsbewegung zur Mitgliederbewegung
mit christlich - konservativem Profil formt. Energisch vertritt der von
1979 bis 1999 tätige Europa - Abgeordnete seine Überzeugung auch
im Europäischen Parlament, wo er - zuletzt Alterspräsident des
Hauses - leere Stühle für jedes Land unter kommunistischer Herrschaft
aufstellen läßt. Eine Überzeugung, die in seinem eigenen
Familienkreis nicht ohne Folgen bleibt: Sein ältester Sohn, Karl Habsburg
- Lothringen ist Präsident von Paneuropa - Österreich, seine
jüngste Tochter Walburga arbeitet im Paneuropa - Generalsekretariat.
Letztere war es auch, die im August 1989 beim Paneuropa - Picknick an der
österreichisch - ungarischen Grenze direkt bei der ersten kurzen Öffnung
des Eisernen Vorhangs zugegen war. Jener kurze Augenblick, den hunderte
DDR - Bürger zum Sprung nach Österreich nutzten und welcher den
Zusammenbruch des Kommunismus einleiten sollte.
Nach dem Untergang der Regime war die Paneuropa unter den ersten, die
sich bei den östlichen Nachbarn umsahen und niederließen. Selbst
die Kämpfe am Balkan konnten daran nichts ändern. So mußte
Otto von Habsburg seine Gespräche mit dem kroatischen Staatspräsidenten
mehr als
einmal in die Luftschutzbunker verlegen, während man seinem Sohn
und österreichischen Paneuropa - Präsidenten in Bosnien das Auto
in die Luft jagte. So verwundert es nicht, daß auch die jüngste
Balkankrise nicht verhindern konnte, daß trotz aller Schrecknisse
des Krieges, zur gleichen Zeit in Tirana die Eröffnung des Paneuropa
- Büros und die Geburt der albanischen Landesorganisation gefeiert
werden konnte.
Trotz der konservativen Überzeugung als eine der vier Säulen
der Bewegung, finden sich in den Mitgliederreihen der Paneuropa Vertreter
aller politischen Couleurs, von Konservativen über Sozialdemokraten
bis zu Liberalen u.s.w.. Mitgliedschaften beginnen meist durch Bekanntschaften
mit Paneuropäern. Aktive Mitarbeit wird nicht verlangt, sie wird jedoch
niemals abgelehnt.
Die einzelnen Landesbewegungen - ihrerseits oftmals wieder unterteilt
in regionale Zweige - organisieren regelmäßig diverse Diskussionen
und Seminare und geben Publikationen heraus. In Wien gibt es diese Veranstaltungen
im Monatsrhythmus, zum Beispiel im Haus der Industrie. Da erzählt
dann etwa der Burgschauspieler Fritz Muliar - selbst kein Paneuropäer
- über sein Österreich - Europa - Bild, es kann mit Botschaftern
der EU - Beitrittskandidaten ebenso diskutiert werden wie mit dem bulgarischen
Innenminister oder mit EU - Parlamentariern aus Deutschland und Österreich.
Die Entwicklung innerhalb und außerhalb der Europäischen
Union haben auch der Paneuropa - Bewegung zahlreiche neue Aufgaben vorgegeben.
Vorrangig ist das Ziel der Osterweiterung als stärkstes Sicherheitsargument
für das künftige Europa, aber vor allem auch Fragen einer europäischen
Sicherheitsstruktur, der Verringerung der Bürokratie in den europäischen
Gremien, die Stärkung des Europa - Parlaments und der Umsetzung des
föderalistischen Prinzips stehen heute im Vordergrund. Der paneuropäische
Forderungskatalog an die Europäische Union ist lang und umfassend,
die inhaltliche Gestaltung der EU ein permanenter Kampf um Werte.
Und selbst wenn diese Fragen eines Tages geklärt sind, so wird
es die Aufgabe von Organisationen wie der Paneuropa sein, als Mahner über
deren Einhaltung und Entwicklung zu wachen. Bewährtes erhalten, Zeitliches
erneuern. Paneuropa ist nicht nur ein Begriff - es ist eine Überzeugung.
* Inhalt
Möglicherweise durch die hinter uns liegende Urlaubszeit bedingt,
konnte ich noch nicht feststellen, daß das angebotene "Mehr" an Information
in größerem Maße in Anspruch genommen wurde. Wenn Sie
sich jetzt erst in den Nachrichtenverteiler und das neue Forum "einklinken"
wollen, kein Problem.
Die vorige Ausgabe von europa dokumentaro hat zu einer Reihe von Leserbriefen
und Anrufen geführt.
Insbesondere der Beitrag von Klaus Däßler zur Rechtschreib-"Reform"
wurde entweder, und zwar mehrheitlich, hoch gelobt oder als völlig
überzogen abgetan. Für mich erfreulich ist die Aufmerksamkeit,
die dem Inhalt von europa dokumentaro gewidmet wird.
Zu den anläßlich des Esperanto - Weltkongresses Ende Juli
/ Anfang August in Berlin stattgefundenen Versammlungen der AIS Deutschland,
des Instituts für Kybernetik etc. fehlen mir die Berichte, auch noch
zur SUS 21 der AIS in Rimini und San Marino. Deshalb kann ich leider hier
keine Ergebnisse mitteilen.
Ich hoffe sehr, daß Sie die Möglichkeit haben und auch wahrnehmen,
die im letzten Quartal anstehenden Mitgliederversammlungen zu besuchen
und freue mich schon darauf, Sie aus diesen Anlässen in Hannover und
Berlin wiederzusehen und viele Gespräche führen zu können.
Ihr
Siegfried Piotrowski
* Inhalt
Der Verein zur Wahrung der deutschen Sprache veranstaltet am
Samstag, 23. Oktober, Beginn 14:00 Uhr im großen Hörsaal und
Foyer im Hörsaalgebäude der Universität Hannover (Continental
- Haus) das Symposium "Die Zukunft unserer Sprache".
U. a. sind folgende Beiträge vorgesehen:
Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfram Wilss
"Weltgesellschaft - Weltverkehrssprache - Weltkultur: Globalisierung
vs. Fragmentierung",
Hervé Lavenir de Buffon
"Sprachpolitik in Frankreich - Können die Deutschen davon lernen
?",
Dr. Horst Hensel
"Sprachverfall und kulturelle Selbstaufgabe",
Prof. Dr. Wolfgang Sauer
"Berufsbezeichnungen zwischen Customer Service Specialist und Kundenberater
".
Von 18:00 bis 19:30 Uhr ist im Anschluß an die interessanten Referate
eine Podiumsdiskussion unter dem Thema "Englisch im Deutschen: Pro und
Contra" geplant, daran anschließend ein Empfang.
Die Mitgliederversammlung des VWDS findet am Sonntag um 14:00 Uhr,
wieder im gleichen Hörsaal statt, so daß die Möglichkeit
zur Teilnahme an beiden Versammlungen gegeben ist.
Formelle Einladungen mit Programm des Symposiums und insbesondere der
Tagesordnung zur Mitgliederversammlung des Europa Klub werden in den nächstenTagen
versandt. VWDS
Mitglieder sind eingeladen, an der Europa Klub - Mitgliederversammlung,
in der auch das 25-jährige Wirken der Gesellschaft für sprachgrenzübergreifende
europäische Verständigung gewürdigt wird, teilzunehmen.
Traditionelles "Novembertreffen"
vom 26. bis 28. 11. 1999 an der Humboldt - Universität, Berlin
Auch dieses Jahr treffen sich die europäischen Kommunikationskybernetiker
zu einem "Berliner November". Beginn: Freitag, 26., 14:00 Uhr, Ende: Sonntag,
28. November, ca 13:00 Uhr.
Unter dem Rahmenthema "Kybernetische Visionen - (Re)Vision der Kybernetik"
sieht das Programm die drei Arbeitsgruppen
1.Wissenschaftsorganisation-Organisationskybernetik
(Leitung: Prof. Dr. Siegfried Piotrowski),
2. Philosophie der Kybernetik - Kybernetik der Philosophie
(Leitung: Prof. Dr. Dr. h. c. Alfred Locker),
3. Kybernetik des Lehrens - Lehren der Kybernetik
(Leitung: Prof. Dr. Dr. h. c. Helmar G. Frank) vor.
Das Hauptreferat hält am Samstagnachmittag der Kybernetiker und
Philosoph Prof. Dr. Hermann Stachowiak, Emeritus der Universität Paderborn
und Honorarprofessor der Freien Universität Berlin.
Als Abschluß des Novembertreffens wird am Sonntagmorgen erstmals
der neu geschaffene "Preis für Gesellschafts- und Organisationskybernetik,
Philosophie und Geschichte der Kybernetik" verliehen.
Im Rahmen des Symposiums finden statt (die Tagungsorte werden mit den
Einladungen noch bekannt-
gegeben):
Freitag, 26.11.1999
19:00 Uhr Gesellschafterversammlung des Institut für Kybernetik
gGmbH,
20:30 Uhr Gesellschafterversammlung der Akademidomaro,
Samstag, 27.11.1999
19:00 Uhr Mitgliederversammlung der AIS Deutschland e.V.,
20:30 Uhr Mitgliederversammlung des IfK Berlin e.V./Gesellschaft für
Kom-
munikationskybernetik.
* Inhalt
herausgeber:
europa klub e.v., paderborn, p.a.: postfach 27 42, d- 58027 hagen
redaktionelle mitarbeit an dieser ausgabe:
hannes marcel bichler, innsbruck; helmar frank, paderborn; siegfried
piotrowski, hagen
chefredaktion und verantwortlich im sinne des pressegesetzes:
siegfried piotrowski, schultenhardtstr. 27, d- 58093 hagen,
telefon/telefax: + 49 (0) 2331/51559, e-mail: siegfried@piotrowski.de.
internet: http://www.piotrowski.de
* Inhalt