ausgabe nr.
18
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juli 2001
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issn 1439 -
216X
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Das europäische Jahr der Sprachen hat seinen Zweck bisher nicht erfüllen können: Von der Notwendigkeit der Erhaltung und Pflege der Vielfalt der Sprachen und Kulturen sowie der nationalen und regionalen Identitäten in Europa, von dem erforderlichen Ausbau von Programmen zur Förderung der Mehrsprachigkeit erfährt die "breite Öffentlichkeit" viel zu wenig.
Die berechtigte Frage, ob nicht eine „Arbeitssprache“ wünschenswert, ja sogar zwingend erforderlich ist, um eine Demokratie auf europäischer Ebene, eine gemeinsame Öffentlichkeit, einen europäischen Diskurs entstehen zu lassen, wird totgeschwiegen.
Europa gibt es nur auf dem Papier und in knapp einem halben Jahr den EURO, die den meisten europä- ischen Bürger unerwünschte weiche Währung. Die europäischen Regierungen sind egoistisch auf Eigennutz bedacht, sind völlig zerstritten und Europa - unfähig. Und das nicht erst seit dem Regierungswechsel in Deutschland. Schon Helmut Kohl war, was die Zukunft Europas und seiner Bürger betraf, nichts weiter als ein Märchenonkel.
Wir beschäftigen uns in dieser Ausgabe mit Latein und Esperanto als möglichen Arbeitssprachen. Die Sprache, in der wir denken und uns am besten artikulieren können, ist die Muttersprache. Und: Alle (Mutter-) Sprachen sind gleichwertig. Aus der vom Deutschen Esperanto - Bund herausgegebenen Broschüre „Allen Sprachen eine Zukunft“ mache ich Sie mit diesen beiden Beiträgen bekannt.
Auch der diesjährige -schon traditionelle-
Berliner November steht wieder unter dem vor vielen Jahren von mir geprägten
Motto „Bildung und Kommunikation in und für Europa“.
Das vorläufige Programm der Veranstaltung
am 9. und 10. November 2001 zeige ich auf und lade Sie herzlich ein, sich
aktiv mit einem Referat, zumindest aber aktiv an den Diskussionen zu den
Referaten zu beteiligen.
Ich wünsche Ihnen eine erholsame Ferienzeit.
Im Zuge der intendierten europäischen Vereinigung kommt es seit einiger Zeit wieder verstärkt zu einer Diskussion über die Notwendigkeit, eine übergreifende, allen Europäern und Europäerinnen gemeinsame Kommunikationssprache verbindlich einzuführen. Ich glaube, daß es an der Grundüberlegung selbst wenig Zweifel geben kann. Allerdings besteht bei weitem noch keine Einigkeit darüber, welches nun die Europasprache sein sollte. In diesem Zusammenhang scheint es nützlich, den Blick wieder verstärkt auf eine Sprache zu lenken, die die wichtigsten Voraussetzungen bietet, um die Funktion einer gemeinsamen europäischen Sprache zu erfüllen - nämlich das Latein.
Einige Leser und Leserinnen werden jetzt sicher zusammenzucken oder sogar gequält aufstöhnen, da sie sich an ihren eigenen Lateinunterricht erinnern, der vielen - aus verschiedenen Gründen - keine Freude bereitet hat und ihnen das Latein als verstaubte, überholte und nutzlose Ansammlung von Vokabeln dargeboten hat. Viele zucken auch ohne eigene Erfahrung mit dem Lateinischen zusammen, weil man ja aus tradierten Vorurteilen „weiß“, mit welchem Schrecknis man es hier zu tun hat.
Bei objektiver Betrachtung, auf die man sich bei einer solchen Diskussion einlassen sollte, sieht das Ganze allerdings etwas anders aus. Zunächst einmal muß festgehalten werden, daß die lateinische Sprache eine Geschichte und Tradition von mehr als zweieinhalb Tausend Jahren hat. Sie wurde nicht nur in der Antike ausgebildet und verbreitet, sondern auch auf dieser Grundlage ununterbrochen bis in die heutige Zeit in Wort und Schrift benutzt. Die wichtigsten Erkenntnisse, Gedanken und Impulse in allen Wissenschaften und auf kulturellem Gebiet wurden sehr lange Zeit zuerst in lateinischer Sprache niedergeschrieben und verbreitet. Auch der politische Bereich war davon nicht ausgenommen, da z.B. bis zum Jahr 1848 Latein offizielle Parlamentssprache in Ungarn und Kroatien war.
Aus diesen kurzen Bemerkungen geht schon die grundsätzliche Bedeutung des Lateins für die europäische Kultur hervor: die lateinische Sprache und Literatur bilden eines der wichtigsten Fundamente unserer gesamten europäischen Kultur in Ost und West. Dieser Aspekt, der die kulturellen Gemeinsamkeiten der europäischen Länder berücksichtigt, sollte beim Prozeß der europäischen Einigung keineswegs vernachlässigt werden.
Denn ein wirklich vereintes Europa muß auch im Bewußtsein aller Beteiligten vorhanden sein, muß Identifikationsmöglichkeiten bieten. Diese wichtigen Voraussetzungen können durch eine ökonomische Union alleine nicht erfüllt werden. Das bisherige Vorherrschen des ökonomischen Aspekts wird aber von vielen, denen Europa am Herzen liegt, beklagt.
Diese gemeinsame kulturelle Basis (die sich ebenso in der Entwicklung vieler europäischer Sprachen - auch des Englischen - manifestiert) ist aber nur ein Vorteil des Lateins. Ein weiterer Vorteil liegt darin, daß das Latein aufgrund der historisch-politischen Entwicklung nicht mehr die Sprache eines bestimmten Volkes, einer bestimmten Nation ist. Damit wird das Latein zu einer „neutralen Sprache“, die von allen gleichermaßen benutzt werden kann, ohne daß eine Nation besondere Vorteile oder auch Nachteile davon hat. Der von einigen befürchtete Sprachimperialismus wird damit umgangen und ausgeklammert. Die lateinische Sprache dient damit auch der interkulturellen und transkulturellen Kommunikation innerhalb und außerhalb Europas. Mit einem Wort: sie ist eine internationale Sprache, durch die die partikularen Eigenarten der verschiedenen Nationen und Völker weder überformt noch unterdrückt werden. Eine gemeinsame europäische Sprache soll ja nicht heißen, daß die Muttersprachen der verschiedenen Völker abgeschafft und ersetzt werden sollen, im Gegenteil. Mit dem Gebrauch der lateinischen Sprache kann der befürchtete Sprachimperialismus vermieden und überwunden werden. Das Latein ist die Sprache keines bestimmten Volkes und daher ist es die Sprache aller Völker. Das zeigt auch den emanzipatorischen und demokratischen Aspekt einer solchen Sprache, da alle, die sie benutzen, sich gleichberechtigt gegenüberstehen.
Die bisher vorgebrachten Gedanken sind allerdings nicht so exotisch, wie sie vielleicht manchem erscheinen mögen. Denn die lateinische Sprache ist keineswegs so tot, wie manche sie (aus politischen Gründen) haben möchten. Im Gegenteil: sie ist eine lebende Sprache, die zu wirklicher Kommunikation verwendet werden kann. D.h. man kann sie nicht nur in vorbereiteten und „künstlichen“ Zusammenhängen gebrauchen, sondern in wirklichen und allen alltäglichen Lebenszusammenhängen im lebendigen Gespräch und aktueller Diskussion, zum wirklichen Austausch von Gedanken und zur Kommunikation praktischer Gegebenheiten. Dieser umfassendere Gedanke, der jahrhundertelang außer Zweifel stand, wurde wieder ins Bewußtsein gerufen, als 1956 auf dem internationalen Kongreß für „lebendes Latein“ in Avignon der Gebrauch der lateinischen Sprache wieder neu propagiert wurde. Damals schon hat sich Prof. Jean Capelle vehement für diesen gesamteuropäischen Gedanken eingesetzt, als er argumentierte, daß es leichter sei, das Latein als Gebrauchssprache mit den nötigen Neologismen zu versehen, als zwölf europäische Sprachen zu lernen. Inzwischen verstärkt sich das Argument noch dadurch, daß es nicht mehr nur zwölf Sprachen sind, die man berücksichtigen muß.
Dieser von Avignon ausgehende Impuls ist aber nicht im Sande verlaufen, sondern hat bis heute weitreichende Früchte getragen. Denn die Bewegung, die sich für den aktiven Gebrauch der lateinischen Sprache einsetzt, hat sich seitdem durch verschiedene Aktivitäten und Forschungen und durch großes Engagement der Beteiligten ausgebreitet (und dies nicht nur innerhalb Europas). Es gibt nicht nur internationale Kongresse, bei denen die Verkehrssprache Latein ist, und internationale lateinsprachige Zeitschriften (vor allem die im Vatikan erscheinende „Latinitas“ [gegründet 1953] und die in Saarbrücken herausgegebene „Vox Latina“ [gegründet 1965], sondern auch Seminare, in denen man sich den aktiven Gebrauch der lateinischen Sprache aneignen kann, Kommunikationszirkel im Internet, oder die seit einigen Jahren vom Finnischen Rundfunk mit großem Erfolg ausgestrahlten lateinischen Nachrichten (auch übers Internet zu empfangen). Auch moderne lateinische Bücher zu den verschiedensten Thematiken sind erhältlich. Dies nur als einige wenige Beispiele dafür, wie die Möglichkeiten des Lateingebrauchs heutzutage demonstriert werden. Die hier engagierten und interessierten Leute sind durchaus nicht nur berufsmäßige Latinisten, sondern kommen aus den verschiedensten gesell- schaftlichen Bereichen.
Wenn nun einige einwenden, eine „tote“ Sprache wie Latein könne man nicht sprechen und Latein sei zu schwierig für den Gebrauch, so ist auch dies nur ein Vorurteil, das leider (meist unreflektiert) immer wieder tradiert wird.
Zunächst ist zu bedenken, daß
die Römer und im Laufe der Zeit auch die Reichsangehörigen sich
ohne Schwierigkeiten in dieser Sprache unterhalten haben, d.h. „normale“
Menschen aller Altersklassen, aller Bildungsstufen, aller sozialen Schichten.
Man darf natürlich nicht davon ausgehen, daß ein Gespräch
unter Nachbarn, ein Handel auf dem Markt, die Unterhaltung während
eines Essens mit Freunden sich genauso angehört haben wie eine elaborierte
Rede vor großem Publikum oder ein philosophischer Traktat. Aber dies
ist in den sog. modernen Sprachen genauso.
Latein ist nicht leichter und nicht schwieriger als andere Sprachen, die in Gebrauch sind. jede Sprache hat ihre Besonderheiten, von denen die einen leichter, die anderen etwas schwerer zu erfassen sind. Der Vorteil der lateinischen Sprache aber liegt in ihren gut durchschaubaren Strukturen. Daß einige Leute der Meinung sind, Latein sei eine schwierige Sprache, hängt sicher auch damit zusammen, wie sie ihnen nahegebracht wurde.
Dies ist eine didaktisch-methodische Frage. Etliche Lehrerinnen und Lehrer haben gezeigt, daß der aktive Gebrauch, der von Anfang an mit in den Lateinunterricht einfließt, die Aneignung der Sprache erleichtert und die Kenntnisse festigt. Aufschlußreich ist in diesem Zusammenhang auch eine Bemerkung, die Michel de Montaigne in seinen „Essaies“ macht. Hier berichtet er nämlich, daß seine Eltern darauf bedacht waren, daß er schon als kleiner Junge die lateinische Sprach erlerne, um sie im Gebrauch wirklich gut zu beherrschen. Deshalb waren alle in seiner Nähe - ob Verwandte oder Lehrer und Bedienstete - angehalten, nur Lateinisch mit ihm zu sprechen. Dies hatte mehrere Effekte: zum einen daß er selbst im Erwachsenenalter auch spontan diese Sprache zu gebrauchen wußte, andererseits daß auch noch nach vielen Jahren auf den Landgütern der Familie Montaigne viele sog. „einfache Leute“ Grundkenntnisse des Lateinischen hatten. Ich nehme nicht an, daß die Menschen damals durchschnittlich intelligenter waren als heute ...
Auf einen Punkt müssen wir aber noch kurz zurückkommen: wenn wir über heutige Gegebenheiten angemes- sen lateinisch kommunizieren wollen, ist es nötig, daß wir für die Dinge, die es zur Römerzeit oder auch zur Zeit des Humanismus oder im 18./19. Jahrhundert noch nicht gab, passende und prägnante lateinische Ausdrücke haben und benutzen. Das bedeutet - wie schon Jean Capelle anmerkte -, die lateinische Sprache durch Neologismen, d.h. Neubildungen, zu erweitern. Die Folge einer solchen Erweiterung ist aber keinesfalls eine Veränderung der sprachlichen Struktur oder die Entwicklung einer Art „Küchenlatein“, das mit der Ursprungssprache nichts mehr zu tun hat. Denn es geht lediglich darum, nach den Regeln der lateinischen Wortbildungslehre angemessene Begriffe zu bilden, die moderne Gegebenheiten bezeichnen (wie z.B. televisórium - Fernseher, ordinátrum - Computer, aeróplanum - Flugzeug, ferrívia - Eisenbahn, sigaréllum -Zigarette, rasórium (electricum) - (elektrischer) Rasierapparat etc.), also letztlich um die Erweiterung des Wortschatzes.
Zusammenfassend läßt sich also sagen, daß das Latein unter den verschiedensten Aspekten durchaus geeignet ist, als gemeinsame europäische und internationale Kommunikationssprache zu dienen: es hat eine lange Tradition sowohl im Gebrauch als auch in Literatur und Wissenschaft; es bildet das gemeinsame Fundament europäischer Kultur; es ist als nicht-nationengebunden „neutral“; es ist für alle zugänglich und nicht schwerer erlernbar als andere Sprachen; es genügt den Ansprüchen moderner Kommunikation, alle Gegebenheiten täglichen Lebens angemessen ausdrücken zu können. Aus diesen Gründen sollte vor allem die lateinische Sprache auf der Suche nach einem gemeinsamen Kommunikationsmittel Europas in Erwägung gezogen werden.
Breve summarium
Ut omnes lectores lectricesque videant usum linguae
Latinae esse possibilem, summarium relationis etiam Latine exhibetur.
Itaque Latinitas sub variis aspectibus omnino apta
est, ut munere communis linguae communicatoriae Europaeae atque internationalis
fungatur: eadem longam traditionem habet quod et ad usum et ad litteraturam
atque disciplinas scientificas attinet; lingua Latina fundamentum commune cultus
civilis Europaei formatur; eadem, cum non sit coniuncta cum natione quadam,
est neutralis; omnibus est accessibilis atque non difficilius addiscitur quam
aliae linguae hodiernae. Lingua Latina postulata communicationis modernae explet,
qua omnes condiciones vitae cottidianae convenienter verbis exprimi possunt.
His ex causis, cum commune instrumentum communicatorium Europaeum quaeratur,
imprimis linguae Latinae ratio habenda est.
Autor: GADOS László
Mitarbeit: Dr. Renato CORSETTI, Anna Margareta
RITAMÄKI, Dr. WACHA Balázs
Deutsche Bearbeitung: Karl LIEBERMANN,
Dr. Ulrich MATTHIAS, Frank STOCKER
Anlässlich des Europäischen Jahres der Sprachen 2001 erscheint diese Broschüre u. a. in den Sprachen Deutsch, Esperanto, Französisch, Galizisch, Italienisch, Serbisch, Spanisch, Ungarisch. Sie wurde aus dem Esperanto ins Deutsche übersetzt.
Vielleicht ist es etwas ungewöhnlich,
gleich zu Anfang Fragen an den Leser zu stellen. Doch etwas nachzu-
denken, um eine Antwort zu finden, kann sicher nicht schaden.
Was denken Sie über Ihre Muttersprache?
Hat sie in Ihrem Leben eine Bedeutung? Wenn ja, welche?
Sprachwissenschaftler und Dichter beschreiben
oft, wenngleich auf unterschiedliche Art, die Rolle der Muttersprache in
der Gesellschaft. Der ungarische Linguist László Deme schreibt
über die Bedeutung der Muttersprache:
"Die" Sprache für jeden ist die Muttersprache.
Mit ihrer Hilfe hat die Umgebung uns aus einem biologisch entstandenen
Lebewesen zu einem beseelten, in die Gesellschaft integrierten Menschen
gemacht. . Wie?: Indem sie uns eine eigene Weltanschauung mitgab, sowie
historisch geprägte Wege, die Welt zu sehen und zu verstehen. Wozu?:
Damit wir uns das Wissen (zunächst dasjenige unserer engeren Umgebung,
später dasjenige der weiteren Sprachgemeinschaft) aneignen können.
Und um uns zu befähigen, das Wissen unserer Umgebung mit unseren eigenen
Kenntnissen zu bereichern.
So ist die Muttersprache ein direktes, unmittelbares Hilfsmittel in der Erfahrung und Wahrnehmung der Realität, sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft, die die Muttersprache erbt, benutzt und weiterentwickelt. Damit bedeutet sie für den Einzelnen, wie auch für die Gemeinschaft gleichermaßen Identität.
Die Sprache (als Instrument) sowie der Sprachgebrauch (als Handlung) werden daher grundlegend durch die Gesellschaft bestimmt. Darum müssen wir ihre Mittel und Regeln in dem Maße beherrschen, dass wir in der Lage sind, das bisherige Wissen möglichst genau zu verstehen und aufzunehmen und es durch unser eigenes Wissen zu bereichern. Es ist also durchaus nicht gleichgültig, ob wir einander nicht, nur ein wenig oder aber gut verstehen, und ob unsere sprachlichen Fähigkeiten nur genügen, um uns zu artikulieren, oder ob sie uns er- möglichen, andere umfassend zu informieren und zu beeinflussen.
Diese Ausführungen eines Linguisten
beschreiben kurz und knapp die Rolle der Muttersprache in der Gesell-
schaft und ihre Bedeutung für den Einzelnen. Doch sie verweisen uns
auch auf unsere Pflicht gegenüber dieser Muttersprache: sie unablässig
zu pflegen, denn so wie die Muttersprache verarmt, so verringern sich auch
die Möglichkeiten der Sprachgemeinschaft und ihrer Angehörigen.
Die Muttersprache eines jeden Volkes steht
in einem engen Verhältnis zur Geschichte der Sprachgemein- schaft.
Ein Beispiel soll das verdeutlichen. Jeder versteht den Satz: Es war nur
einmal Hundemarkt in Buda!, wenn er weiß, dass Buda ein Stadtteil
von Budapest ist, und dass die Festung in diesem Stadtteil einst Sitz der
ungarischen Könige war. Für die Mehrheit der Ungarn bedeutet
dieser Satz aber etwas mehr als nur die wörtliche Übersetzung,
nämlich: Raffgier wird bestraft.
Woher kommt diese Bedeutung?
Zwischen den Jahren 1458 und 1490 herrschte
in Ungarn ein König namens Matthias. Das Volk gab ihm den Beinamen
der Gerechte. Anekdoten und Volksmärchen erzählen, dass er arme
Leute vor raffgierigen Reichen in Schutz nahm. Oft zog er verkleidet durchs
Land, um sich ein eigenes Bild vom Leben der Menschen zu verschaffen. Dabei
traf er einmal auf einen armen Mann, der von einem Reichen betrogen worden
war. Er gab ihm den Rat, er solle viele Hunde kaufen und mit ihnen nach
Buda gehen. Dort werde ein Hundemarkt statt- finden. Der arme Mann
befolgte seinen Rat und als er den Königspalast erreichte, befahl
der König seinen Dienern, ihm die Hunde mit Goldmünzen abzukaufen.
Danach befahl er dem armen Mann, er solle nach seiner Heimkehr dem Reichen,
der ihn betrogen hatte, erzählen, wie er zu den vielen Goldmünzen
gekommen sei. Nachdem der Reiche die Geschichte gehört hatte, verkaufte
er alles, was er hatte, um dafür Hunde zu erstehen. Mit ihnen ging
er nach Buda. Doch die Wächter jagten ihn davon mit den Worten: Es
war nur einmal Hunde- markt in Buda.
Nun kennen auch Sie den bildlichen Hintergrund dieses Satzes. Die Geschichte wurde durch Erzählungen im Volk tradiert. Später haben auch Schriftsteller sie wieder aufgegriffen, auch in Schulbüchern war sie zu lesen. Auf diese Weise blieb die Geschichte der Nachwelt erhalten und als sprachliches Erbe auch der bildliche Hintergrund des Satzes, in dem die moralische Dimension zum Ausdruck kommt.
Ganz sicher gibt es in jeder Sprache Ausdrücke
und Worte, die neben ihrer wörtlichen Bedeutung auch einen bildlichen
Hintergrund haben. Doch ebenso sicher ist, dass jedesmal, wenn ein Ursprungsmotiv
als Hintergrund einer Geschichte nicht mehr weitergegeben wird, das sprachliche
Erbe selbst verarmt. Möglicherweise bleibt der bildliche Sinn eines
Ausdrucks oder Wortes noch eine gewisse Zeit erhalten, doch früher
oder später geht er schließlich verloren. Wenn wir unser kulturellen
Erbes pflegen und erhalten wollen, ist es daher nicht gleich- gültig,
was unsere Kinder im Rahmen der Erziehung hören, lesen und sehen.
Alle
Sprachen sind gleichwertig
aus: Allen Sprachen eine Zukunft
Für kulturelle Vielfalt und gleichberechtigte
Verständigung in Europa
Auf der Welt gibt es sehr viele Sprachen. Auch Europa hat mehrere Dutzend Sprachen. Jede Sprache ist in ihrer Funktion als Muttersprache wichtig und nützlich für ihre Sprachgemeinschaft. Als Muttersprachen haben alle Sprachen dieselbe Rolle. Folglich sind die Sprachen gleichberechtigt und gleichwertig, unabhängig davon, ob ihre Sprachgemeinschaft groß oder klein ist. Die Angehörigen jeder beliebigen Sprachgemeinschaft haben das Recht auf eine Muttersprache, das Recht, ihr Leben in und mit dieser Muttersprache zu gestalten.
Natürlich unterscheiden sich die Sprachen
mehr oder weniger voneinander in der Struktur, in ihren Mitteln, die materielle,
die geistige und spirituelle Welt auszudrücken. Der Charakter der
eigenen Muttersprache ist für jeden natürlich; dagegen scheinen
die anderen Sprachen mehr oder weniger seltsam, ungewohnt oder gar fremd.
Nur unseriöse Menschen können jedoch daraus schließen,
dass ihre Sprache wertvoller sei als andere.
Eine direkte Folge der Vielfalt der Sprachen
ist, dass Volksgruppen mit unterschiedlichen Sprachen seit uralten Zeiten
Kontakt miteinander haben. Eine gegenseitige Verständigung war immer
nur möglich mit Hilfe von Menschen, die beide Sprachen kannten und
so den Kontakt herstellten. Während der letzten Jahrhunderte wurden
jedoch Fremdsprachenkenntnisse für immer mehr Menschen wichtig. Hintergrund
ist die beschleunigte technische Entwicklung - denken wir nur an die Fortschritte
im Verkehrswesen (Dampfschiff, Eisenbahn, Auto, Flugzeug) oder in der Telekommunikation.
Sie erleichtern persönliche Kontakte unter voneinander getrennt lebenden
Personen enorm. Denken wir außerdem an die Verbreitung der Wissenschaft
und an die Expansion des Handels und der Marktwirtschaft.
Mit der Zunahme der grenzüberschreitenden
Kommunikation hat sich auch das Verhältnis der Sprachen un-
tereinander verändert. Auffällig ist: Wenn eine bestimmte Sprachgemeinschaft
bzw. ihr Staat in einem Bereich (Wissenschaft, Wirtschaft, Diplomatie,
Armee) stärker oder mächtiger ist als andere, dann verwendet
er diese Stärke gegen die anderen und verbreitet innerhalb dieses
Prozesses auch seine Sprache. Dies ist in der Geschichte vielfach belegt.
In mehreren Sprachen gibt es daher auch eine Redewendung, die besagt, dass
die Macht die Sprache begünstigt und die Sprache die Macht. Anders
ausgedrückt: die Verbreitung der Sprache als Fremdsprache trägt
dazu bei, die Macht zu erhalten und zu stärken. Wenn eine Volkssprache
weiter ver- breitet ist und allgemein beliebt ist, beruht dies daher
nicht etwa auf einer qualitativen Überlegenheit.
Entscheidend ist vielmehr die größere
Macht des Staates, in dem sie Muttersprache ist. Es geht also immer um
einen Machtunterschied zwischen den Volksgruppen und nicht um qualitative
Unterschiede zwischen den Sprachen.
Und noch etwas ist wichtig für das Verhältnis der Sprachen untereinander: eine Sprache, die als Fremdsprache sehr verbreitet ist, beeinflusst den Gebrauch der Muttersprache bei Sprechern anderer Sprachen. Dadurch können diese Sprachen mehr oder weniger großen Schaden erleiden. Wie weiter oben bereits festgestellt wurde, schwächt dieser Einfluss die Rolle der Muttersprache der betroffenen Völker und daher auch die Mög- lichkeiten der Sprachgemeinschaften.
Heute wird von immer mehr Menschen erwartet, sich mit Menschen anderer Muttersprache zu verständigen. Wenn dies jedoch dadurch geschieht, dass eine Nationalsprache international verwendet wird, dann ist das eine Bedrohung für die anderen Sprachen. Denn wie gesagt: diese Nationalsprache beeinträchtigt die anderen Sprachen in der Rolle als Muttersprache.
[Sie finden den kompletten Text auf http://www.stiftung-europaverstaendigung.de]
Diskriminierung beenden – die INTERNATIONALE SPRACHE (Esperanto) in den EU-Vertrag aufnehmen.
Sehr geehrte Frau Kommissarin,
am 20. April 2001 nahm ich an der Eröffnungsveranstaltung des „Info-Points Europa“ (IPE) in Hamburg teil und hörte Ihren Vortrag „Zukunftschancen der neuen Medien in Europa“. Ihre Ausführungen, daß Europapolitik Bürgerpolitik sei und daß „Europa“ eingreife, wenn es gelte, grenzübergreifende Regelungen zu finden und zu treffen, fanden mein besonderes Interesse. Sie legten zudem in einer überzeugenden Art und Weise dar, daß die Kommission jederzeit offen sei für den Dialog mit den Bürgern. Das ermutigt mich, sehr verehrte Frau Kommissarin, mich in einer Angelegenheit an Sie zu wenden, welche in Ihren Aufgabenbereich „Bildung und Kultur“ fällt.
Ich bin Unionsbürger und zugleich Teil der grenzübergreifenden, europaweiten Sprechergemeinschaft der INTERNATIONALEN SPRACHE (Esperanto). Esperanto wurde bis heute von der EU nicht als eine mit den nationalen Sprachen gleichberechtigte Sprache anerkannt. In der Vergangenheit hat die Kommission immer wieder ihre abweisende Haltung gegenüber dieser Sprache betont. Dadurch fühle ich mich persönlich dis- kriminiert.
Angesichts der großen Bedeutung, die der Rat, das Parlament als auch die Kommission der Charta der Grundrechte offiziell und nachdrücklich beimessen – siehe die Erklärungen vom 14. Oktober und 7. Dezember 2000 – hege ich die Hoffnung und die Erwartung, daß die Kommission jetzt ihre Haltung überdenkt und alle notwendigen Schritte unternimmt, um der INTERNATIONALEN SPRACHE die gleichberechtigte Geltung in der EU zu verschaffen.
Eine gleichberechtigte Geltung der neutralen Sprache Esperanto wird aus meiner Sicht eine integrative und identitätsstiftende Wirkung bei der demokratischen Weiterentwicklung der europäischen Gesellschaft haben. Sie würde Diskriminierungen wegen der Sprache verhindern.
Auf folgende Punkte weise ich besonders hin:
1.Es ist nicht zu bestreiten, daß Esperanto eine in Europa entstandene Kultursprache ist. Ihre Wortstämme stammen weit überwiegend aus europäischen Nationalsprachen wie Französisch, Englisch, Italienisch, Spanisch, Deutsch und Russisch. Esperanto ist im besten Sinne sowohl europäisch, als auch international.
2.Es ist auch nicht zu bestreiten, daß Esperanto eine lebende, sich laufend fortentwickelnde Sprache ist, eine vom PEN-Klub anerkannte Literatursprache, die seit mehreren Generationen von Europäern und auch von Nicht-Europäern gesprochen wird. Ihre Sprecher pflegen eine Kultur der diskriminierungsfreien Kommu- nikation und der Völkerverständigung im Sinne der Charta der Grundrechte.
3.Esperanto wird auch von der Wissenschaft genutzt wie z.B. von der Internationalen Akademie der Wissen- schaften (AIS) mit Sitz in San Marino – siehe im Internet unter www.ais-sanmarino.org. Die AIS ist Mitglied des Internationalen Verbandes der Professoren und Lehrbeauftragten (IAUPL). IAUPL ist ein renommierter Verband mit einigen zehntausend Mitgliedern und beratender Funktion bei der UNESCO.
4.Esperanto ist nicht die Muttersprache eines Volkes und kann deshalb auch keine europäischen Mutter- sprachen verdrängen. Als neutrale internationale bzw. überregionale Sprache (eine Art „europäische Hochsprache“) bereichert Esperanto – ähnlich wie Latein - die europäische kulturelle und sprachliche Vielfalt.
5.Die Verwendung von Esperanto durch Unionsbürger als internationale Verkehrssprache in der EU ist nicht zuletzt auch ein Ausdruck der Achtung fremder Kulturen und nationaler Identitäten. Kein Volk wird durch Esperanto bevorzugt oder benachteiligt wie das der Fall ist, wenn eine nationale Sprache als internationale Verkehrssprache verwendet wird.
Um die Diskriminierung zu beenden rege ich als Betroffener an, die INTERNATIONALE SPRACHE (Esperanto) gleichberechtigt mit den nationalen Sprachen Dänisch, Deutsch, Englisch, Französisch usw. in den EU-Vertag zu übernehmen. Ich darf daran erinnern, daß Esperanto z.B. beim Beitrittskandidaten Ungarn eine gesetzlich zugelassene Sprache ist. Auch in anderen Beitrittsländern ist Esperanto traditionell relativ gut vertreten.
Ich betone:
Als Unionsbürger ist es mir wichtig,
daß die EU zukunftsorientiert die in der Präambel des EU-Vertrages
und die in der Charta der Grundrechte der EU definierte Entwicklung nimmt.
Das ist aus meiner Sicht nur möglich mit einer bürgerfreundlichen,
diskriminierungsfreien Erleichterung der innereuropäischen Kommunikation
für die Gesamtbevölkerung. Ich darf in diesem Zusammenhang auf
meinen Vortrag vom 2. Mai 2001 in der Universität Hamburg hinweisen,
dessen Wortlaut Sie im Internet unter www.europa-dokumentar_Hlt515618888o_Hlt515618888.d_Hlt515618898e_Hlt515618898/ed17.html#esperanto
finden.
Eine diskriminierungsfreie, chancengleiche und wirtschaftliche Erleichterung der innereuropäischen Kommu- nikation für alle Unionsbürger durchzusetzen wäre ein Bildungsprojekt von ähnlicher geschichtlicher Bedeutung wie die Einführung des Gemeinsamen Marktes und der Gemeinsamen Währung.
Dieses grenzübergreifende Bildungsprojekt zu formulieren, zu fördern, durchzusetzen und zu begleiten fällt aus meiner Sicht in Ihren Zuständigkeitsbereich, sehr verehrte Frau Kommissarin, und nicht etwa unter die aus- schließliche Kulturhoheit der EU-Mitgliedsländer.
Sie werden im Hinblick auf mein bekanntes öffentliches Engagement in dieser Angelegenheit sicher Ver- ständnis dafür haben, daß ich dieses Schreiben als offenen Brief in das Internet unter www.stiftung-europaverstaendigung.de stellen werde, ebenso wie die von Ihnen erbetene Antwort.
Mit freundlichem Gruß
Gerhard Hein | 21149 Hamburg
| Scheideholzweg 65a | eMail: gerhardhk.hein@t-online.de
Vorstandsvorsitzender der Stiftung Europaverständigung
e.V . ,
Mitglied im Landeskommitee Hamburg
des Deutschen Rates der Europäischen Bewegung
Auszeichnungen
für Multimedien in Bildung und Kultur
Comenius-Preise 2001 vergeben
Grußwort,
B. Omeis, Europäische Kommission; Berlin Univ.-Prof. Dr. Dr. G. E. Ortner Hagen, Paderborn, Berlin; (v.r.n.l.) |
Grußwort, Staatssekretär Th. Härtel, Berlin; Univ.-Prof. Dr. Dr. G. E. Ortner, Hagen, Paderborn, Berlin; Dr. B. Mikuszeit, Berlin (v.r.n.l.) |
Nicht weniger als 60 multimediale Produkte für Bildung und Kultur hat die traditionsreiche Gesellschaft für Pädagogik und Information in diesem Jahr ausgezeichnet. 31 mal wurde das Gütesiegel vergeben, das den Autoren und Verlegern besondere didaktische und mediale Qualität bescheinigt. Die Comenius-Preise für moderne Bildungsmedien zählen zu den wichtigsten Auszeichnungen für neue und neueste Bildungsmedien, bei denen, so der Vorstandsvorsitzende der GPI, Prof. Dr. Dr. Gerhard E. Ortner, “der Inhalt und nicht die Technik im Vordergrund steht.“ Neben sechs Förderpreisen für Multimediaprogramme und Netzlösungen aus den Niederlanden und aus Österreich überreichte der Berliner Staatssekretär für Schule, Jugend und Sport Thomas Härtel am 15. Juni im Europäischen Haus Unter den Linden sechs EuroComenius-Medaillen. Diese werden für Produktionen, zur politischen und multikulturellen Bildung in Europa vergeben. Unter den Trägern der 16 Comenius-Medaillen, die bei den Verlagen und Herstellern besonders begehrt sind, befindet sich neben renommierten deutschen Bildungsverlagen wie Cornelsen, Hueber, Klett und Westermann auch erstmals die Interactive-Division von Walt Disney. Die Zahl der bei der GPI eingereichten Beiträge hat sich gegenüber dem Start der Zertifizierung vor sieben Jahren verzehnfacht. Dies zeigt die Bedeutung, die interaktiven und Internet-gestützten Bildungsmedien heute zugeschrieben wird.
Weitere Informationen und Volltext unter: www.gpi-online.de
Naiin e.V. brauchte
aufgrund steigender Mitglieder- und damit verbunden Mitarbeiterzahlen größere
Büro- räume. Die neue Adresse lautet:
Oranienburger Str.
46/47 | 10117 Berlin | Tel: 030 - 275 96 888
URL: www.naiin.org
| mailto: info@naiin.org
...nennt sich seit
dem 15. April 2000 "Verein Deutsche Sprache". Gegen diese Umbenennung
und ins- besondere die damit eingergehende Änderung der Satzung und
des Vereinszwecks richtet sich eine von vielen Mitgliedern unterstützte
und mitgetragene Klage, die jetzt in die zweite Instanz vor dem Landgericht
Dortmund geht.
Mitglieder, die
im April 2000 gegen die Vereinsführung opponierten, die Entscheidungen
nach Gutsherrenart traf, wurden kurzerhand auf die Strasse gesetzt, also
aus dem Verein ausgeschlossen.
Dazu hat das
Amtsgericht Dortmund in einem Klagefalle inzwischen festgestellt:
"Da die Vereinssatzung
keine besondere Regelung enthält, wann ein Mitglied aus dem Verein
ausgeschlossen
werden kann, müßte
der Beklagte (gemeint ist der VWDS) darlegen und beweisen, daß
ein wichtiger Grund, der allgemein die einseitige Auflösung
eines Dauerschuldverhältnisses erlaubt, vorlag. Dies hat er
nicht getan."
Das Urteil des Amtsgerichts
Dortmund wird im Forum von www.deutsche-sprachwelt.de
und in
www.rechtschreibreform.com
veröffentlicht werden.
Das Jahr 2001 wurde durch den Europarat und die EU zum Europäischen Jahr der Sprachen ausgerufen. Unter anderem soll es soll auf die Vielfalt der Sprachen -und damit auch Kulturen- in den Mitgliedstaaten täglich aufs neue aufmerksam machen. Diesen Zweck hat es bisher leider nicht erfüllt.
Wesentlich für die internationalen Kommunikation ist (auch) Sprache. In welcher werden wir zukünftig kom- munizieren ? In Englisch ? In einer neuen „Europäischen Hochsprache“ ? Vielleicht in (einem möglicherweise „abgespeckten“) Latein ? In Esperanto ?
Unabhängig davon, daß meiner Meinung nach die Sprachen- und Kulturen - Vielfalt, die nationalen und regionalen Identitäten in Europa erhalten und gepflegt werden und Programme zur Förderung der Mehr- sprachigkeit ausgebaut und auch auf absehbare Zeit unbedingt beibehalten werden müssen, stellt sich für mich dennoch die Frage, ob nicht eine „Arbeitssprache“ wünschenswert, ja erforderlich ist, um eine Demokratie auf europäischer Ebene und eine gemeinsame Öffentlichkeit, einen europäischen Diskurs, entstehen zu lassen.
united-communication,
das ich Ihnen heute vorstelle, sieht sich als Podium für alle EU - Bürger,
die sich zu diesem Thema mit Diskussionsbeiträgen äußern wollen.
Bringen auch Sie Ihre Erfahrungen und Meinungen ein, tauschen wir Meinungen
und Wissen aus.
united-communication
- eigene Beiträge, News, Fakten und Hintergründe sowie Links
zu entsprechenden anderen Web - Seiten werden die Themenpalette ergänzen.
Die erste im Netz befindliche Ausgabe beschäftigt sich mit folgenden Themen:
Union
der Lügner
EU-Erweiterung 2002 - das Gelübde ist Heuchelei
von Christian Wernicke
aus DIE ZEIT 26/2001
Nein, Göteborg war kein "historischer Gipfel". So gern sich Europas Premiers und Präsidenten auch verewigen mögen in den Geschichtsbüchern - von diesem "Europäischen Rat" wird wenig in Erinnerung bleiben. Allenfalls zweierlei: die Brutalität, mit der Hunderte Polit-Hooligans ganze Straßenzüge verwüsteten. Und die Kaltschnäu- zigkeit, mit der die EU-15 den Völkern Mittel- und Osteuropas vorgaukelten, das Ziel ihres Langen Marsches gen Westen sei nahe. "Bis Ende 2002", verheißt das Gipfel-Kommuniqué, könnten die Verhandlungen über den EU-Beitritt "abgeschlossen werden". Ende 2002, das verklärt sich in Prag und Warschau nun zum Sym- bol. Dabei ist es doch nur eine Lüge.
Sicher, die Wortkünstler der EU haben
ihr neues Datum gewieft mit allerlei Kautelen und Konjunktiven umstellt:
2002 gilt nur, wenn im Osten die Reformen weitergingen und falls zugleich
die Unterhändler zu Brüssel zügig wie bisher Kompromisse
über die genauen Konditionen des Beitritts zu Papier brächten.
Aber wer liest das
Kleingedruckte, wenn es um Großes
wie die "Versöhnung des Kontinents" geht?
Heute erscheint den Menschen hinter Oder und Neiße das Signal aus Göteborg wie ein Licht am Ende des Tunnels, nach über zehn Jahren härtester Transition und Transformation. Spätestens in zwölf Monaten werden sie erkennen müssen, wie viel dieses Versprechen wert ist: keinen Deut mehr als weiland die Worte eines Helmut Kohl, der auf den Marktplätzen an Weichsel und Donau den Beitritt im Jahr 2000 prophezeite.
Der "deutschere Deutsche"
Dass Polen oder Slowaken bislang bestenfalls
"bedingt beitrittsfähig" sind, ist zwar bekannt, aber nicht entscheidend:
Selbst kühnste (und noch bitter nötige) Reformen würden
Letten oder Tschechen, Slowenen oder Ungarn nicht die pünktliche Aufnahme
in den EU-Club sichern. Warum? Weil die Altmitglieder der EU völlig
zerstritten sind über die (gemeinsamen!)
Bedingungen des Eintritts. Wer aber zu fünfzehnt nicht weiß,
was er will, ist nur "bedingt verhandlungsbereit".
Es hatte einen Hauch von Ehrlichkeit, dass
Paris und Berlin in Göteborg zunächst zögerten, die 2002-Lüge
zu unterschreiben. Frühestens nach den französischen Präsidentschaftswahlen
im Frühsommer nächsten Jahres werden es Jacques Chirac oder Lionel
Jospin wagen, in der EU über eine echte Agrarreform wenigstens zu
reden. Monatelang werden die EU-15 dann
um Prämien, Quoten und Kofinanzierung feilschen; der Osten schaut
zu, muss warten. Denn EU-Agrarkommissar Fischler sieht die Reform erst
2007 kommen.
Ähnlich schwierig wird es für
Gerhard Schröder. In der EU muss er eine Reform der teuren Strukturpolitik
etwa mit dem spröden Spanier Aznar aushandeln und gleichzeitig daheim
Wahlkampf führen. Da müsste der Kanzler entweder wie im Wahlkampf
1998 den garstigen Nettozahler und "hässlichen Europäer" spielen.
Oder er würde als EU-Realpolitiker
gejagt vom Bayern Edmund Stoiber, der stets den "deutscheren
Deut- schen" mimen würde.
Gegen die Wirklichkeit kommt keine Lüge
aus Göteborg an: So schnell verhandeln die Preußen nicht. Zumal
da Schröder und Fischer die Sorge plagt, im Falle einer "zu schnellen
EU-Erweiterung" würde der östliche Nachbar Polen auf der Strecke
bleiben und in die zweite Reihe zurückfallen. Solch paternalistisches
Kalkül verärgert polnische Politiker; obendrein verprellt es
Ungarn oder Tschechen, die sich von Berlin ausgebremst fühlen. Nur
ist es allemal ehrlicher und weniger feige als die Mär der 15 vom
frohen europäischen Fest "Ende 2002".
[ (c) DIE ZEIT 26/2001 ]
Die Kybernetik und System-Theorie
hat durch den Tod des Francisco J. Varela ( 28.Mai 2001) einen schweren
Verlust erlitten. Ursprünglich als Mediziner und Biologe (geb. 1946)
(graduiert in Harvard) Schüler und Mitarbeiter H. Maturanas in Chile, machte
er sich durch die gemeinsame Publikation des Werkes "Autopoiesis and Cognition"
(1980) einen Namen, wobei (a) Leben als Kognition definiert wurde und (b) der
Selbstreferenz des Organismus
durch den Begriff "Autopoiesis" terminologische Prägnanz verliehen wurde.
V's Hauptwerk war kurz vorher erschienen: "Principles of Biological
Autonomy" (1979), in dem er durch einen von ihm konzipierten "Calculus
of self-reference" (Int.J,Gen.Syst. 2, 5-24 (1975)) diesem Problem formal
zuleibe zu rücken versuchte.
Im deutschen Sprachraum ist sein (mit Maturana) veröffentlichtes Buch:
"Der Baum der Erkenntnis" bekannt geworden. Zuletzt war V. am CREA (Ecole Polytechniques)
in Paris als Forschungs- direktor tätig, wo er sich dem
Ursprungsproblem ebenso zuwandte wie dem Thema des Artificial Life".
Europa- verständigung e.V. |
Gedanken (Stand 2001-06-30) zum Programm für den Berliner November 2001
Bildung und Kommunikation in und für Europa
im Clubhaus
der Freien Universität Berlin, Goethestr. 49, 14163 Berlin
Freitag, 9. November 2001
Sektion I
Veranstalter:
Stiftung Europaverständigung
e.V., Hamburg
Gesellschaft für
sprachgrenzübergreifende europäische Verständigung (Europa
Klub) e.V.
u. a.
Programm:
14:00 Uhr Eröffnung,
Begrüßung
14:15 Uhr Sprachregelungsprobleme
einer Europa-Universität (Komarno - Projekt), Polakova
15:00 Uhr Esperanto
als europäische Arbeitssprache ? Hein
15:45 Uhr Latein
als europäische Hochsprache ?, angefragt: Fritsch
16:30 Uhr Der polyglotte
Dialog, angefragt: Posner
17:15 Uhr Sprachenvielfalt
und europäische Integration, Groh
18:00 Uhr Rechtliche
Belange bei der Einführung einer europäischen Arbeitssprache,
Gizewski
19:00 Uhr Mitgliederversammlung
des Europa Klub
20:00 Uhr Mitgliederversammlung
der AIS
Sektion II
Veranstalter:
(Deutsche) Gesellschaft
für Kybernetik
Programm:
11:00 Uhr Eröffnung,
Begrüßung
11:15 Uhr Interkybernetik
und Leben, Trautmann/Opielok
12:00 Uhr Kybernetik
als Philosophieersatz ? - zwischen Euphorie und Verurteilung, Hörz
12:45 Uhr Diskussion
13:00 Uhr Mittagspause
14:00 Uhr Der Unterdruckcomputer
mit Taktgefühl - eine dynamisch mathematische Kybernetik, Augustin
14:45 Uhr Stand
und Perspektive der Bildungsinformatik an der Universität in Landau,
Stever
15:30 Uhr Leitlinien
des Einsatzes der modernen Informations- und Kommunikationstechnologien
in der früheren DDR, Fuchs-Kittowski
16:15 Uhr Kaffeepause
16:45 Uhr Referat
angefragt
17:30 Uhr Referat
angefragt
18:15 Uhr Zusammenfassung
und Diskussion
Samstag, 10. November 2001
Sektion II
Feierstunde zur zweiten Vergabe des Preises für Gesellschafts- und Organisationskybernetik
Programm:
10:00 Uhr Eröffnung,
Begrüßung, Piotrowski
10:15 Uhr Der Transklassische
Aufbruch, Locker/von Goldammer
11:30 Uhr Laudatio
auf den Preisträger
12:15 Uhr Vergabe
des Preises für Gesellschafts- und Organisationskybernetik durch die
GfK
12:45 Uhr Vortrag
des Preisträgers
13:30 Uhr (Presse-)
Empfang
14:15 Uhr Mitgliederversammlung
der GfK
Wichtige Hinweise:
Programmänderungen
und -ergänzungen bleiben vorbehalten. Die Einladungen zu den Mitgliederversammlungen
mit den Tagesordnungen werden durch die Vereinigungen versandt.
europa
dokumentaro erscheint
quartalsweise im Januar, April, Juli und Oktober jeden Jahres als Printausgabe
(ISSN 1434-4882) und als virtuelles Magazin (ISSN 1439-216X)
Herausgeber:
Chefredaktion und verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes:
Siegfried Piotrowski,
Postfach 27 42, D- 58027 Hagen, Telefon/Telefax: + 49 (0) 23 31/ 5 15 59,
mailto: siegfried@piotrowski.de,
Internet: http://www.piotrowski.de
Verlag: Piotrowski
& Piotrowski GbR, Schultenhardtstr. 27, D- 58093 Hagen
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Piotrowski, Schultenhardtstr. 27, D- 58093 Hagen
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1996-2001 All Rights Reserved - Alle Rechte vorbehalten by/für Siegfried
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im gleichen Verlag
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virtuelle Kybernetik-Magazin:
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